Es ist eine schöne und sinnliche Aktion, doch sie hat auch etwas Verzweifeltes. Bezahlbare Ateliers gibt’s für Künstler in Prenzlauer Berg schon lange nicht mehr. Jetzt ist auch das Atelierhaus
an der Grenze nach Pankow bedroht. Und öffnet seine Türen für Diskussionen auf künstlerische Art.
Gemischte Platte heißt der Tag der offenen Tür im Atelierhaus Prenzlauer Promenade sinnreich. Gemischt ist die Kunst, die hier betrieben wird, gemacht wird sie in einer Ost-Platte. Im alten
Plattenbau, der einst die Akademie der Wisssenschaften der DDR beherbergte. Inzwischen wird er von Künstlern aller Sparten der bildenden Kunst zum Arbeiten genutzt. Zum Teil arbeiten sie seit
über 15 Jahren in dem sechsstöckigen Bauensemble. 90 Maler, Zeichner, Musiker, Filmer und Modedesigner teilen sich Atelierräume auf 3000 Quadratmeter Fläche. Damit ist der Komplex einer der
größten Atelierhäuser Berlins. Die Kreativen finden hier gute Arbeitsbedingungen zu bezahlbaren Preisen vor, befördern und inspirieren einander – eine Seltenheit in Berlin, eine Rarität in
Prenzlauer Berg.
Doch damit wie mit dem gesamten Atelierhaus könnte bald Schluss sein. Seit Jahren schon befindet sich das Gebäude im Portfolio des Liegenschaftsfonds und steht damit auf der Liste der Objekte,
die veräußert werden sollen. Und das, obwohl sowohl der Bezirk als auch die Senatskulturverwaltung sich für eine weitere kulturelle Nutzung ausgesprochen haben. Erst unlängst stand das Schicksal
des Atelierhauses und seiner Künstler wieder auf der Agenda der Bezirksverordnetenversammlung. Auch weiterhin werde sich das Bezirksamt in den entsprechenden Gremien dafür einsetzen, dass das
Haus den Künstlern erhalten bleibt, erklärten Bezirksbürgermeister Matthias Köhne und Stadträtin Christine Keil einhellig.
Doch die bildenden Künstler, die andernorts vergeblich nach bezahlbarem Atelierraum suchen, sehen sich durch die andauernde Ungewissheit in ihrer Existenz bedroht. „Die Marke Berlin ist zumindest
im Bereich Bildende Kunst neuerdings beschädigt“, sagt Pedro Boese, einer von ihnen. „Seit Jahr und Tag kämpfen die Künstler im Atelierhaus Prenzlauer Promenade für die Rückführung ihrer
Arbeitsstätten in Landesvermögen und gegen Spekulation.“ Diese Rückführung und entsprechende langfristige Mietverträge könnten den Künstlern endlich Planungs- und Arbeitssicherheit geben. Nicht
nur Kreative wissen, dass solche Gewissheit eine wesentliche Voraussetzung für künstlerisches Tun ist.
„Hände weg von unserer Platte“ sagen die Künstler und wollen jetzt zeigen, was und wie im Atelierhaus Kunst entsteht: Über 20 der hier arbeitenden Künstler, Maler, Zeichner, Bildhauer und Filmer
öffnen für einen Tag nun zum wiederholten Mal ihre Türen. Sie laden zur Besichtigung ihrer Ateliers und ihrer Arbeiten ein. Ganz sicher geht es in den Gesprächen auch um ihre aktuelle
Situation und um die Liegenschaftspolitik Berlins.
-al- (Juli 2014)
Gemischte Platte - Tag der offenen Tür
am Sonntag, 6. Juli, von 13 bis 19 Uhr im Atelierhaus, Prenzlauer Promenade 149-152.
Mehr Infos: www.atelierhausprenzlauerpromenadeberlin.wordpress.com/