Was geschieht eigentlich in der Fröbelstraße? Die Pläne für den maroden Prenzlauer Berger Verwaltungsstandort werden konkreter, derweil erschüttert ein Brandanschlag auf das Ordnungsamt die
Behörde. Ein langwieriger Prozess um fehlendes Geld und angemessene Bürgerdienste geht in die nächste Runde.
Auch das noch: Beinahe hätte Ende Juni das Ordnungsamt in Flammen gestanden, doch ein Gebäudereiniger konnte Schlimmeres verhindern. Es war am frühen Morgen, als die Eingangstür des Hauses 6 in
der Fröbelstraße brannte. Der Mann löschte das Feuer geistesgegenwärtig mit einem Feuerlöscher. Die herbeigerufene Feuerwehr kümmerte sich um den kohlenden Rest. Außer an der Tür entstanden durch
das beherzte Eingreifen des Putzmannes keine weiteren Schäden.
Hinter dem Anschlag steckt eine militante Gruppe, die ihre Gründe kurz danach via Internet veröffentlichte: „Das Ordnungsamt sorgt für eine Ordnung, welche wir ablehnen“, schrieb sie in
kryptischem Deutsch. Neben die brennende Tür war der Spruch „Ihr Ordnungswahn gegen unsere Solidarität“ gesprüht.
“Das im Zusammenhang mit dem Anschlag aufgetauchte Bekennerschreiben ist Ausdruck eines extremistischen und undemokratischen Gedankenguts und verunglimpft die wichtige Arbeit der
Ordnungsbehörden, insbesondere der Ordnungsämter“, verurteilte der zuständige Bezirksstadtrat Torsten Kühne (CDU) prompt und folgerichtig das Ereignis. „Gerade die Ordnungsämter fördern mit ihrer
Arbeit das friedliche Miteinander und tragen dazu bei, die Lebensqualität für alle zu verbessern.“
Der Schreck in den frühen Morgenstunden sorgte indes auch für Unordnung im Ablauf des Amtes. Menschen, die das Bürgeramt besuchen wollten, mussten dafür einen anderen Eingang benutzen. Die
beschädigte Tür war zunächst gesperrt. Der Polizeiliche Staatsschutz errmittelt jetzt gegen die Brandstifter, die auch für andere ähnliche Taten in Berlin verantwortlich sein soll.
Eine brennende Tür und eine militante Gruppe, die weitere Anschläge ankündigt – für den Verwaltungsstandort Fröbelstraße scheint dies ein nahezu symbolischer Vorgang. Als finanzielle Feuerlöscher
versuchen sich die Parlamentarier des Bezirks seit langem an diesem Gelände. Sein Zustand ist marode, die Sanierung der alten Backsteingemäuer würde rund 10 Millionen Euro verschlingen. Geld, das
der Bezirk nicht hat.
Vor zwei Jahren beschloss daher das Parlament, den Standort aufzugeben und mit den Abteilungen Verbraucherschutz, Kultur, Umwelt und Bürgerservice und Soziales, Gesundheit, Schule und Sport sowie
den Parlamentssälen in einen Neubau umzuziehen. Diese Pläne durchkreuzte damals der Senat. Weitere Varianten wurden diskutiert, u.a. die, in das Fröbel-Ensemble eine Schule einziehen zu lassen.
Doch es blieb beim reinen Gedankenspiel. Der Bezirk hatte nach Monaten solcher Gedankenspiele seinen Standort wieder als Verwaltungsstandort auf dem Tisch.
Jetzt hat das Bezirksamt eine neue mögliche Variante zur Erhaltung und Nutzung der Fröbelstraße vorgelegt. Die Grundidee: Die Immobilie wird an eine landeseigene Verwaltungsgesellschaft
abgegeben. Diese kümmert sich um Sanierung, Unterhalt und Betrieb der Gebäude. Der Bezirk tritt als reiner Nutznießer auf: Er mietet seinen Verwaltungsstandort von der Gesellschaft zurück. Ein
ähnliches Verfahren der Auslagerung wird für das benachbarte Kulturareal im Thälmannpark avisiert. Doch während dort die Gesellschaft für Stadtentwicklung Träger werden soll, ist für die
Fröbelstraße die Übernahme durch die Berliner Immobilienmanagement GmbH vorgesehen. Diese bewirtschaftet bereits zahlreiche Berliner Verwaltungsgebäude.
Wie kann der neue, alte Verwaltungsstandort konkret aussehen? Er wird schöner, er wird ausgiebiger genutzt, es wird enger für die Mitarbeiter. Denn statt 679 sollen dann 719 Amtsmenschen dort
angesiedelt werden und die Bürger zur Bearbeitung von Verwaltungsvorgängen empfangen. Derzeit noch ungenutzte Gebäudeteile werden für Verwaltungsaufgaben und -nebenaufgaben in Betracht gezogen.
Aus dem alten Heizhaus soll ein Lager werden, in den alten Lagerräumen wiederum erhalten die Parkraum-Kontrolleure Umkleideräume.
Eine grundlegende Sanierung und weitere kleinere Umbaumaßnahmen sollen die Fröbelstraße dann zu einem modernen Verwaltungsstandort machen, der dem wachsenden Bezirk und den Bedürfnissen seiner
Bewohner gerecht wird.
Letzlich dienen die Pläne nicht nur einem Aufmöbeln der Amtsstuben sowie einer Einsparung der millionenschweren Sanierungskosten, auch die Kosten weiterer Pankower Verwaltungsgebäude sollen
dadurch eingespart werden. Durch die Verdichtung von Arbeitsplätzen könnte der jetzige Verwaltungsstandort an der Berliner Allee 100 aufgegeben werden. Dort sitzt derzeit das Facility Management
des Bezirks. Zieht es runter in den Prenzlauer Berg, fände in der Fröbelstraße dann noch mehr Behörde als jetzt statt.
Ein Anfang für eine durchführbare Zukunft des Verwaltungsensembles scheint mit diesen Plänen gemacht. Wie geht’s jetzt damit weiter? Die Pläne sind an die Berliner Immobilienmanagement GmbH
übergeben, die in den nächsten Wochen mögliche Kosten und einen Zeitplan der Sanierung berechnet. Dies soll bis September des Jahres geschehen. Dann bekommen die Bezirksverordneten die
konkretisierten Pläne zur Abstimmung auf den Tisch. Stimmen sie zu, entscheidet anschließend das Berliner Abgeordnetenhaus. Ende des Jahres könnte die Zukunft der Fröbelstraße als neuer, alter
Verwaltungsstandort mit Hauptmieter Bezirk dann beschlossene Sache sein.
-al- (Juli 2014)