In dieser Folge geht es vom Märchenbrunnen aus weiter. Schräg gegenüber dem Friedhof in der Greifswalder Straße, dem der St. Georgen- und Parochialgemeinde, direkt an der Georgenkirchstraße liegt nicht etwa, wie vermutet, die Georgenkirche, sondern die Kirche der evangelischen Gemeinde St. Bartholomäus, also umgangssprachlich die Bartholomäuskirche.
Die ab 1695 erbaute Parochialkirche dagegen ist die älteste Kirche der reformierten Gemeinde Berlins. Die Kirche samt dem dazugehörigen ersten Kirchhof befindet sich zwischen der Klosterstraße, der Parochialstraße und der Waisenstraße direkt hinter der alten Stadtmauer Berlins, die an dieser Stelle zu Teilen erhalten ist.
Die Georgenkirche war wie viele andere Kirchen in Berlin, im Zweiten Weltkrieg zerstört und nicht wieder aufgebaut worden. Der von 1898 bis zu seiner Sprengung 1949 bestehende Kirchturm war mit 105 Meter Höhe nach der alten Kuppel des Berliner Doms (114 m) die größte Höhendominante im historischen Berlin. Der Georgenkirchplatz, auf dem die Kirche stand, lag nordöstlich des Alexanderplatzes. Die Kirche stand in etwa da, wo heute das ehemalige „Haus der Statistik“ vor sich hin rottet, also Höhe Einfahrt zum Autotunnel am Alexanderplatz. In den 60er-Jahren wurde das gesamte Areal rund um den Alex umgebaut und dabei unter anderem die Landsberger Allee komplett verlegt und die Georgenkirchstraße arg verkürzt. In ihr befindet sich direkt an der Ecke zur Friedenstraße das Evangelische Konsistorium. Es ist die Oberste Verwaltungsbehörde der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO). Bis zum Jahr 2000 war es in einem Verwaltungsgebäude im nördlichen Berliner Ortsteil Hansaviertel, Bachstraße 1, Ecke Altonaer Straße, untergebracht. Wenn Sie Kirchensteuer bezahlen müssen, dort wird sie eingetrieben. Dort gibt’s aber unter anderem auch die Seelsorge, Fort- und Weiterbildung und eine spezielle Buchhandlung.
Die Bartholomäusgemeinde bildet gemeinsam mit der Advent-Zachäus-Kirchgemeinde und der Immanuel-Kirchgemeinde den „Pfarrsprengel Am Prenzlauer Berg“ im Kirchenkreis Berlin Stadtmitte („Pfarrsprengel“ = Verwaltungseinheit ähnlich einem Bezirk). Zusätzlich zu den normalen „Gemeindeaufgaben“ finden hier die Tagungen der Landessynode sowie andere kirchliche und kulturelle Veranstaltungen wie Orgel-, Kammermusik- und andere Konzerte statt.
Nachdem im Jahr 1854 die Parochie der Kirche am Königstor – die zukünftige Bartholomäusgemeinde – von der Gemeinde der St. Georgenkirche abgetrennt worden war, war ein neues Gotteshaus notwendig. König Friedrich Wilhelm IV. persönlich übernahm das Patronat zum Bau der Kirche und stiftete eine ansehnliche Geldsumme.
Auf dem früheren Weinberg am Königstor nordöstlich des Alexanderplatzes entstand 1854 bis 1858 die nach St. Bartholomäus benannte Kirche. Bei dem Gebäude handelt es sich um einen dreischiffigen Backsteinbau in gotisierenden Formen nach einem von Baumeister Friedrich Adler überarbeiteten Typenentwurf von Friedrich August Stüler. Die Kirche wurde 1858 eingeweiht.
Das Abendmahlsgerät aus der Erbauungszeit ist erhalten und wird für die Gottesdienste benutzt. Der Friedhof zur Kirche befindet sich in der Gierstraße in Weißensee. Es ist der erste und einzige Friedhof Deutschlands mit einem Bestattungswald.
Rolf Gänsrich, Feb. 2019