Bei „Raumausstattung Krebes“ entstehen die Dinge, die Wohnen behaglich und individuell machen: Polstermöbel, Gardinen & Wandbespannungen. Das Unternehmen ist seit rund 14 Jahren an der Schönhauser Allee ansässig. Tradiertes Handwerk vereint sich mit moderner Dienstleistung. „Wir machen alles selbst“, sagt Firmenchef Robert Krebes. Ein Werkstatt-Besuch.
In der Werkstatt, hinter den Verkaufsräumen, riecht es wie in einer Werkstatt. Nach Holz, nach Stoffen, Leder und Schaumstoff. Es sieht auch aus wie in einer Werkstatt – ganz hinten stehen Nähmaschinen, darüber an den Wänden, farblich sortiert, unzählige Rollen Zwirn. In den Regalen liegen Ballen mit Polsterstoffen, von der Decke hängen Leder. Darunter ein fertiges Holzgestell mit halbfertiger Polsterung in lichtem Grau – derzeit entsteht eine Designer-Sitzlandschaft.
Die Werkstatt ist eine Schauwerkstatt, mit großen Fenstern zum Verkaufsraum. „Wir wollen unsere Kunden teilhaben lassen an der Arbeit. Vor allem Kinder kommen oft her und schauen zu. Viele wissen ja gar nicht mehr, wie etwas per Hand entsteht“, sagt Robert Krebes.
Herr Krebes, wie wird man Raumausstatter?
Also, ein wenig liegt das schon in der Familie. Mein Vater war zwar kein Raumausstatter, aber ein leidenschaftlicher Möbelbauer. Ein kleiner Daniel Düsentrieb, der viel selbst baute und werkelte. Von ihm habe ich den Bezug zum Holz, das Gefühl für Material und Form mitbekommen.
Was macht den Beruf des Raumausstatters aus?
Die Vielseitigkeit der Arbeit mit Textilien. Das Handwerk lernt man in einer dreijährigen Berufsausbildung, in den Bereichen Fußboden, Wandbespannung bzw. Tapeten und Stoffe, von Vorhängen bis zu Polstern. Man erwirbt die Fähigkeit, Polstermöbel und Gardinen anzufertigen. Dazu kulturgeschichtliche Kenntnisse – vom gotischen Stil bis hin zum barocken Stil, zum Bauhaus und zur Postmoderne.
Die Kundschaft
Eine ältere Frau betritt den Laden. Sie möchte sich ihr Sofa und einen Sessel neu beziehen lassen. Ihre Katze hat die Bezüge zerkratzt. Welcher Bezug es sein soll? Im Verkaufsraum liegen unzählige Muster nationaler und internationaler Hersteller. Die Frau hat nicht viel Zeit, sie will ein andermal wiederkommen, dann auch mit einem Foto von Sofa und Sessel. Den Transport der Möbel organisiert der Raumausstatter doch auch? „Selbstverständlich. Sie können die Möbel ja schlecht auf dem Fahrrad herbringen“, sagt Robert Krebes.
Herr Krebes, woher kommt Ihre Kundschaft?
Unsere Kundschaft ist international. Oft arbeiten wir für Innenarchitekten. Wir sind ihre rechte Hand für Wandtextilien, Polstermöbel und Gardinen. Zu uns kommen auch Privatleute aus der ganzen Welt, z.B. aus Shanghai, die sich in Berlin eine Wohnung gekauft haben und diese ausstatten möchten. Wir arbeiten europaweit, betreuen Kunden von Mallorca bis zur Ostseeküste. Gerade richten wir eine Zahnarzt-Praxis in Luxemburg ein.
Wir haben auch Kunden, die ihr Liebhaberstück bringen, zum Beispiel den alten Sessel ihres Großvaters. Mit dem Sessel verbinden sie Erinnerungen, er ist ein Stück ihrer Herkunft. Dann bereiten wir den Sessel so auf, dass er wieder 50 Jahre genutzt werden kann.
Haben Sie auch prominente Kunden?
Ja, wir haben Kunden aus Film, Fernsehen, Politik. Wir arbeiten auch viel für Botschaften. Für den Berlin-Besuch der Queen haben wir Möbel der Britischen Botschaft überarbeitet. Seitdem tragen wir den Titel eines Königlichen Hoflieferanten der Britischen Botschaft. Darauf bin ich schon ein wenig stolz.
Das Handwerk
Im Laden stehen unterschiedliche Stühle und Sessel, wie in einer Ausstellung. Ein typischer Großvater-Sessel mit abgewetztem roten Polster steht dort; daneben Holzstühle mit geflochtener Lehne, noch ohne Polster. Auch fertige Möbel: Ein tiefer, geradliniger Bauhaus-Stuhl. Und ein Clam Chair, ein Designerstück aus den 40er Jahren. Er ist gerade fertig geworden. Eine Kundin hat das nackte, kaputte Gestell ersteigert und in die Werkstatt gebracht. Jetzt ist es mit weichem Schaffell bezogen, die Beine aus Eichenholz frisch braun lackiert.
Herr Krebes, wie lange dauert es, bis solch ein Sessel restauriert ist?
Das ist etwa eine Woche Arbeit. Unser Tischler hat ein Bein erneuern müssen und das Holzgestell überarbeitet. Die Kundin wollte das Stück so original wie möglich. Wir haben sehr lange nach dem Schaffell recherchiert, viele Muster gesichtet. Bei einem skandinavischen Hersteller fanden wir schließlich das richtige.
Wie viele Arbeitsschritte braucht es, bis ein Sessel neu gepolstert ist?
Für eine klassische Polsterung viele einzelne. Der alte Stoff muss runter, dann werden die Gurte kreuzweise über das Holzgestell gespannt, darauf die Sprungfedern aufgenäht. Diese müssen in einem speziellen Winkel geschnürt werden, damit man gut sitzt und die Sitzfläche lange erhalten bleibt. Schließlich folgt die erste Polsterung mit losen Palmenfasern. Dann wird die Fassonkante an der Sitzfläche vorn garniert, die muss sehr hart geschnürt werden. Dann wird mit Rosshaar weiter aufgepolstert und in Form geschnürt, schließlich folgt ein Weißpolster aus Nesselstoff, darüber dann der eigentliche Polsterstoff. Das ist echte, auch anstrengende Handarbeit. Polsterer haben kräftige Hände.
Wie viele Raumausstatter arbeiten bei Ihnen?
Insgesamt sind wir acht Polsterer und Näherinnen, alles gelernte Raumausstatter, dazu zwei Auszubildende. Wir fertigen alles selbst – die Gardinen, die Dekostoffe, die Polstermöbel. Das machen nicht mehr viele in der Branche. Für die Kunden ist das ein Vorteil: Sie können vorbeikommen, sich die Arbeiten während des Tuns anschauen und noch Änderungswünsche mitteilen.
Was machen Sie selbst am liebsten?
Ich entwickle sehr gern neue Möbel, arbeite mit Designern zusammen. Das ist viel Kreativität: Wie muss das Gestell des Möbels aussehen, wie die Proportionen, welches Material ist geeignet? Aber ich bin und bleibe leidenschaftlicher Polsterer und gehe oft abends mit in die Werkstatt und überprüfe die Arbeit des Tages. Das sind ja alles individuelle Stücke. Jeden Sessel, mit seiner Gestalt und seinem Vorleben, gibt es nur einmal.
-al- Jan. 2017
Krebes Raumausstattung
Schönhauser Allee 27-27A, Tel. 030 78084564
Mehr auf: http://krebes.de