Die Büchermacher – sie sitzen mittendrin in Prenzlauer Berg. Zahlreiche Verlage haben ihren Standort im Bezirk. Noch mehr Autorinnen und Autoren leben und schreiben hier. Ein
innovatives und geistvolles Kapital, das eher im Stillen wirkt. Was sie so schreiben, die Büchermacher – eine Auswahl an Aktuellem und Lesenswertem aus Prenzlauer Berg.
Gut, dass es nicht nur größere und kleinere Verlage wie Schwartzkopf & Schwartzkopf oder den Christoph-Links-Verlag oder den Vergangenheitsverlag hier gibt. Es gibt auch eine Reihe von
Autoren, berühmte und noch weniger berühmte, die hier leben, schreiben, veröffentlichen. Manchmal ist Prenzlauer Berg Schauplatz ihrer Literatur, manchmal die ganze Welt – ob in den Krimis, in
Fantasy-Geschichten oder in Märchen. In den vergangenen Monaten sind ganz unterschiedliche Bücher von Prenzlauer-Berg-Autoren und -Autorinnen auf den Markt gekommen.
Ein ganz entzückendes Kinderbuch zum Beispiel, erstellt von einem Vierer-Frauen-Team um die Illustratorin Eva Weisse. „Kleines Drachenlied“ heißt das wundersame Buch, und darum geht’s darin: Ein
Drache will nicht länger Schätze hüten und fliegt gegen den Willen seiner Familie in die weite Welt hinaus, eine Prinzessin ist das Warten leid und nimmt ihre Befreiung selbst in die Hand, und
ein zunächst verhinderter Held findet im tiefsten Schlamassel seinen Humor und damit zu wahrer Größe. Gemeinsam beziehen die drei, am Ende vieler Abenteuer, eine alte Burg und gründen eine
WG.
„Kleines Drachenlied“ ist ein gereimtes Märchen für Kinder und vorlesende Erwachsene, geschrieben hat es Anna Eschenhagen, illustriert haben es Eva Weisse und Jakob Knapp, überarbeitet die Art
Directorin Alexandra Rode. Erschienen ist es im Berenkamp-Verlag.
Auch das beliebte Genre des Kriminalromans macht um Prenzlauer Berg keinen Bogen. Jüngste Neuerscheinung: Der „Kriminelle Reiseführer BERLIN.“ Es ist ein Reiseführer für Touristen, Berliner und
Krimifreunde, verfasst von 18 Berliner Autoren und Autorinnen. Viele von ihnen sind „Mörderische Schwestern“, Krimiautorinnen, die sich zu diesem gleichnamigen Verein zusammengeschlossen haben.
Andere sind Männer mit mörderischen Einfällen. Ihre Kurzkrimis führen zu 18 Verbrechen quer durch Berlin. Die meisten Delikte sind nie geschehen, die beschriebenen Orte hingegen sind sehr real.
Handskizzen helfen den interessierten Lesern bei der Tatortsuche.
Einige dieser Kurzkrimis spielen auch in Prenzlauer Berg. So kann man die Quartiere etwa aus Sicht der Rentners Herbert kennen lernen, dem es in seinem Kiez zu laut geworden ist und der eine sehr
schmerzhafte Methode entwickelt hat, seine neuen Nachbarn zu schikanieren. Dabei spielen ein mysteriöser Tunnel und ein Zettel in Herberts Hosentasche eine Rolle.
Auch der Ausflug in andere Stadtbezirke lohnt sich: Horst Bosetzky etwa hat in Friedenau „Eine Rechnung ohne den Würth“ gemacht. In „Do Swidanija Charlottengrad!“ von Martina Arnold klingen
russische Töne durch. Gisela Witte ist mit ihrem Hund „Jacky“ in Schöneberg kriminell unterwegs, während Heidi Ramlow „Altes Eisen“ auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee sammelt. Gleich zwei
Autorinnen beschreiben Orte in Friedrichshain: Angela Temming genießt „Die Ruhe von Stralau“, Swenja Karsten findet „Weit kann‘s sein nach Friedrichshain“. Die Herausgeberin Petra Tessendorf
sucht offensichtlich in Kreuzberg eine neue Bleibe. „Sechs Zimmer, Küche, Diele, Tod“ heißt ihr Kurzkrimi. Der Wahl-Spandauer Thomas R.P. Mielke taucht mit „Ausgebremst“ im Literarischen
Colloquium ziemlich rasant in seiner alten Heimat Wannsee ein. „Schrei, wenn du kannst“, erzählt von einem Mord unter Filmschaffenden auf der Insel Eiswerder in Spandau.
Erschienen ist der „Kriminelle Reiseführer BERLIN“ im Windspiel-Verlag.
Und nochmal Krimi, diesmal ein einzelner Fall von einer einzelnen Autorin aus Prenzlauer Berg. Der "Venusf@ll", im Bookshouse-Verlag erschienen, spielt im Online-Dating-Milieu. Autorin Ute
Kissling schickt ihren badischen Ermittler Paul Klinker und seine Berliner Kollegin Florentine Lanz in den Mauerpark. Dort wurde ein Arzt tot aufgefunden, in seinem Hals steckt ein mysteriöser
Gegenstand. Die Spur führt zu bindungswilligen Singles einer Online-Kontaktbörse.
Autorin Ute Kissling, die als Journalistin in Prenzlauer Berg lebt, ließ sich von ihrem Freundinnen-Kreis zu dem Plot inspirieren. Der Venusf@ll ist ihr zweiter Kriminalroman, erschienen ist er
bei bookshouse. Er soll den Auftakt zu einer ganzen Krimireihe um das ungleiche Ermittlerduo Paul Klinker und Florentine Lanz werden.
Doch Prenzlauer Berg ist nicht nur ein guter Nährboden für Krimis und Drachengeschichten, auch Fantasy kann hier gedeihen. „Das Erbe der Krylows - Moira" heißt ein zweibändiges Spektakel aus dem
Kiez. „Das übliche, nur anders“, sagt Autorin Kelda Ardere über ihr Debut-Duo. Das spielt mit den Mitteln des Genres und geht so: Nachdem Moiras Eltern unter mysteriösen Umständen zu Tode
gekommen sind, wird sie in ein Kinderheim in Berlin gesteckt. Dort harrt sie als sture Einzelgängerin aus und schwört, den Tod ihrer Eltern um jeden Preis aufzuklären und zu rächen. Allerdings
geraten ihre Pläne ins Wanken, als sie entdeckt, dass sie eine außergewöhnliche Gabe hat. Moira wird von zwei seltsamen Fremden aus dem Heim geholt und muss ein gefährliches Erbe antreten. Nicht
nur ihr eigenes Leben und das ihrer Beschützer, sondern auch die Zukunft von Millionen Menschen scheinen plötzlich in ihren Händen zu liegen... Erschienen ist „Das Erbe der Krylows“ im Berliner
AAVAA Verlag.
-al- (Sep 2014)