Er besitzt das gelassene Kalkül des einflussreichen Bauunternehmers und das jahrzehntelange Standing, sich lukrative Objekte zu sichern. Berlin ist sein Spielfeld: Ob Gendarmen- oder
Spittelmarkt, Gleisdreieck oder Potsdamer Havelufer – wo schicke Townhouses und Stadtquartiere gebaut werden, baut Klaus Groth.
Sein jüngster Coup: Das 35 Hektar große Areal im nördlichen Mauerpark, unlängst von der CA Immo gekauft. Auch eine Brachfläche am Hauptbahnhof sicherte er sich. Wie im Mauerpark will er auch
dort, in der aufstrebenden City-Lage, ein neues, hochwertiges Wohnquartier errichten. Wie im Mauerpark protestieren auch dort die Anwohner. Und auch auf einem weiteren seiner neuen Grundstücke,
in Schmargendorf, wollen sich Kleingärtner partout nicht von seinen Investitionsplänen verdrängen lassen.
Mit Blick auf seine Unternehmensgeschichte erscheinen die gegenwärtigen Vorhaben freilich als Peanuts. Groths Hoch-Zeit liegt in den 80er und 90er Jahren. Der öffentlich geförderte
Wohnungsbau blüht, im wiedervereinigten Berlin setzt ein Bauboom ungeahnten Ausmaßes ein. Es ist jene Zeit, die das Etikett „Westberliner Filz“ erhält und im Bankenskandal um die
CDU-Spitzen Diepgen und Landowsky ihren unrühmlichen Höhepunkt findet. Groth errichtet in dieser Zeit Milliarden-Projekte.
Selbst CDU-Mitglied, bewegt er sich in jenen Etagen, wo mit Präsenten und Spenden Kontakte geknüpft werden. Er beherrsche, so schreibt DER SPIEGEL, „die Kunst, mit der öffentlichen Hand glänzende
Geschäfte zu machen“.
Groth spendet jahrelang hohe Beträge an die CDU – und baut deren neue Parteizentrale samt dazugehörigem Botschafts- und Diplomatenviertel. Von der Berliner Hypo-Bank unter Landowsky
erhält er laut MANAGER MAGAZIN „zweifelhafte“ dreistellige Millionen-Kredite und errichtet die komplette Vorstadt Neu-Karow. Als es dabei zu baulichen Ungereimtheiten kommt, einigen sich der
Unternehmer und Berlins Senat außergerichtlich.
Nach dem Bankenskandal wird es zunächst auch stiller um Groths Unternehmen mit Sitz am Kurfürstendamm. Seit einigen Jahren indes, seit Berlin sich Wandel und Wachstum wieder auf die Fahnen
geschrieben hat, baut auch der 75jährige wieder – auf den Filet-Stücken „seiner Stadt“.
✒ - al- (April 2013)