In der Sonnenburger Straße steht ein queeres Jugendzentrum, das erste in Berlin. Junge Menschen ab 12 Jahren finden hier einen Ort, von dem aus sie lesbisch, schwul, transsexuell, bisexuell – eben queer - sein können. Viele Gründe zum Feiern.
Berlin, die weltoffene, tolerante, bunte Hauptstadt hat ein neues Zentrum, das diesem oft strapazierten Label ein Stück mehr Wahrhaftigkeit gibt. Das queere Jugendzentrum des Vereins „Lambda:: BB“ ist eine Einrichtung, die allen jungen Menschen offen steht, die sich dem LSBTTIQ-Spektrum zuordnen, also beispielsweise lesbisch, schwul oder transident sind. Zum Angebot des Zentrums in der Sonnenburger Straße 69 gehören unter anderem Beratung bei Coming-out-Prozessen sowie Informationen für trans- und intergeschlechtliche Jugendliche und ihre Familien. Zugleich gestalten Jugendliche nach dem Peer-to-Peer-Ansatz das Angebot mit.
Ein Ort für eigene Projekte
Dass es in einer weltoffenen Stadt für Jugendliche schwer sein kann, ihre Identität zu behaupten, können einige der BesucherInnen des Zentrums berichten. Missverständnisse, Mobbing in der Schule, intolerante LehrerInnen gehören zu ihrem Alltag. Oder die eigenen Ängste und Unsicherheiten. Im neuen Jugendzentrum finden sie nun einen Ort für sich selbst – und Menschen, die ähnliche Situationen erleben oder erleben. „Hier haben sie einen geschützten, diskriminierungs-freien Raum, hier finden sie fachkundige Unterstützung und treffen junge Menschen in ähnlichen Lebenslagen. Sie können selbst Ideen und Projekte umsetzen und feststellen, dass sie tatsächlich etwas bewegen können - für sich und andere.“, sagte Jugendsenatorin Sandra Scheeres zur Eröffnung im September. Der Senat unterstützt die Einrichtung finanziell mit zunächst 175.000 Euro in den kommenden zwei Jahren.
Kay-Alexander Zepp, Geschäftsführer des betreibenden Jugendnetzwerk Lambda Berlin-Brandenburg ergänzt: „Für uns geht ein langjähriger Wunsch in Erfüllung, da den Interessen von sehr vielen Jugendlichen entgegen gekommen wird.“ Seit über fünf Jahren setzt sich der Verein für ein queeres Jugendzentrum in Berlin ein. Andere deutsche Städte verfügen längst über eine derartige Einrichtung. Zepp: „Aus unserer Arbeit wissen wir, dass viele Bedarfe bisher nicht abgedeckt werden konnten. Das ist mit dem queeren Jugendzentrum nun sehr viel besser möglich.“ Er spricht damit eine Einladung an Teenager zwischen 12 und 27 Jahren aus. Sie erhalten zum Beispiel Schutz vor Diskriminierung und Hilfe beim Coming-Out. Damit erweitert der Träger sein bisheriges Konzept. Es gibt Jugendgruppen, Schulprojekte, ein Café und eine Bibliothek. Es gibt zusätzliche Räume für unterschiedliche Programme, ein Patenprogramm und Elternarbeit. Auch eine Infobroschüre für LehrerInnen und PädagogInnen wird erstellt.
Angst vor Ablehnung
Ein geschützter Raum unter Gleichen: in einer Studie des Deutschen Jugendinstituts geben übrigens 74 Prozent der befragten Teenager an, Ablehnung im Freundeskreis zu fürchten, wenn sie sich outen. Die Suizidrate bei jungen Menschen, die nicht heterosexuell sind, ist demnach viermal so hoch wie bei anderen jungen Leuten. Das Zentrum ist deswegen nicht nur ihr Ort, es setzt sich aktiv gegen Diskriminierung ein und wird in Kooperation mit Partnern Fachveranstaltungen zur Weiterbildung von pädagogischen Fachkräften organisieren. „Es ist wichtig, dass die Jugendlichen positive Rollenmodelle sehen, dass sie Kontakt zu Erwachsenen mit ähnlichen Erfahrungen haben und erleben: So, wie die sind, kann man gut leben“, sagt Scheeres.
-red-, Okt 2018
Queeres Jugendzentrum Lambda:: BB, Sonnenburger Straße 69, www.lambda-bb.de