Theaterpreis für Gisela Höhne
Sie wirkt seit vielen Jahren und hat etwas geschaffen, das einzigartig ist. Jetzt erhält die mehrfach geehrte Theatermacherin Gisela Höhne den Caroline-Neuber-Preis der Stadt Leipzig. Grund
genug für die „Prenzlberger Ansichten“, auf Arbeit und Werk der künstlerischen Leiterin des Theaters „RambaZamba“ zu blicken.
Im Mittelpunkt ihrer Theaterarbeit steht die gemeinsame, nicht entfremdete Arbeit von Behinderten und Nichtbehinderten. Nicht Mitleidsambitionen sind das Credo, sondern hoher
Leistungsanspruch und größte improvisatorische Offenheit“, begründet die Leipziger Jury die Vergabe des Preises, der engagierten Theaterfrauen in der Nachfolge der großen Prinzipalin Caroline
Neuber verliehen wird.
Mit ihrer Theaterarbeit hat Gisela Höhne die Schauspielerinnen und Schauspieler des „RambaZamba“ zu künstlerischen Erfolgen und internationaler Anerkennung geführt. Es sind Akteure, die mit dem
Down-Syndrom leben.
Schon 1989 konzipierte die Schauspielerin und Theaterwissenschaftlerin den Verein „Sonnenuhr“ als „Werkstatt der Künste für Menschen mit geistiger Behinderung und andere“. 1991 entstand das
Theater „RambaZamba“, das in der Kulturbrauerei ansässig ist, wo es seit 1993 auch eine eigene Spielstätte bereibt.
Mittlerweile spielen mehr als 60 Schauspieler in zwei Ensembles und dem Jugendzirkus, gab es im mehr als 20jährigen Bestehen des Theaters über 15 Produktionen und 200 Gastspiele in ganz
Europa, etwa auf der Expo in Lissabon, bei Festivals in Zürich, Warschau und Rom. Das Theater erhält u.a. Förderung des Berliner Senats und beschäftigt 25 Angestellte. Wie mühsam dieser Weg des
Aufbaus und der Etablierung war, kann wohl nur Gisela Höhne mit ihren MitstreiterInnen selbst ermessen. Und auch dafür, für ihren steten Wagemut und ihre Beharrlichkeit, erhält sie den
Caroline-Neuber-Preis. Denn auch der Namensgeberin des Preises gelang im 18. Jahrhundert Bahnbrechendes, indem sie als Theaterleiterin einen eigenen künstlerischen Stil durchsetzte. Gisela
Höhne wird für ihren Wagemut und ihr sensibles künstlerisches Gespür geehrt. „Von Beginn an vertraute sie auf das Potenzial ihrer Schauspieler, das sie in der anarchischen Spiellust, im Witz und
in der sinnlichen Kraft sah, die jeder einzelne auf der Bühne freisetzen konnte,“ bescheinigt ihr die Leipziger Jury.
Die Theaterleiterin selbst beschreibt es so: „Es geht nicht um Therapie. Wer zur Sonnenuhr kommt, will sich als Künstler ausdrücken. Im Alltag mit Vielem kämpfend, wachsen sie durch das
Vertrauen, das ihnen und ihren Fähigkeiten entgegen gebracht wird, zu ausgeprägten Persönlichkeiten. Durch ihr Theater, ihre Bilder und Skulpturen, machen sie uns neugierig und sensibilisieren
für eine Welt, die zu entschlüsseln dem Besucher abenteuerlich erscheinen mag, aber zu Respekt gegenüber dem Anderssein führt.“
Die Theateraufführungen sind dabei immer hoch artifiziell, immer ernst und urkomisch, immer sehr anrührend. Gegenwärtig steht etwa die Inszenierung „Am liebsten zu dritt“ auf dem Spielplan des
„Ramba Zamba“. Es ist eine Gangsterkomödie, in der sich die Darsteller Variationen der Zahl Drei widmen und zu dem selbstironischen Schluss kommen: Wer drei statt zwei Chromosome besitzt, ist
klar im Vorteil. Mehr zu RambaZamba und Gisela Höhne auf: www.theater-rambazamba.org
✒ -al- (Dez 2013)