ROBERT-HAVEMANN-GESELLSCHAFT

Archiv zieht auf Campus der Demokratie

Eine Institution zur Geschichte der DDR-Opposition verlässt den Prenzlauer Berg. Das Archiv der Robert-Havemann-Gesellschaft wandert aus Platzgründen nach Lichtenberg. Auf dem Gelände der ehemaligen Stasi-Zentrale soll ein Campus der Demokratie entstehen.

Zeitungsbeiträge, Gedichte, Fotos, Stasi-Protokolle – das Archiv der DDR-Opposition gehört zu den bedeutendsten Archiven der jüngeren deutschen Geschichte. Im Wohnhaus in der Schliemannstraße residierte das Archiv der Robert-Havemann-Gesellschaft seit 25 Jahren. Seine umfangreichen Bestände zur Geschichte der Opposition in der DDR füllten Räume in drei Etagen. „Der Auszug aus dem Stammsitz war überfällig. In dem Wohnhaus war eine sachgerechte Unterbringung der Bestände nie gegeben“, sagt Frank Ebert von der Robert-Havemann-Stiftung. Im vergangenen Jahr hatte die Institution bereits eine von drei Etagen räumen müssen. Über die Hälfte der Bestände werden seither in einer Außenstelle des Bundesarchivs zwischengelagert. Das Archiv der DDR-Opposition sammelt, bewahrt und erschließt Materialien zu Opposition und Widerstand gegen die kommunistische Diktatur in der Sozialistischen Besatzungszone und der DDR. Die Robert-Havemann-Gesellschaft gibt zudem Publikationen zur Oppositionsgeschichte heraus und betreibt Bildungsarbeit mit Ausstellungen, in Veranstaltungsreihen und Seminaren.

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin

Ab dem 4. September ist das Archiv der DDR-Opposition nun an seinem neuen, vorläufigen Sitz im Haus 17 auf dem Areal der Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg erreichbar. Der Umzug des Archivs an den historisch bedeutsamen Standort ist ein weiterer Schritt zur Entwicklung eines Campus für Demokratie auf dem Gelände. Auf Initiative des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, soll der Standort zu einem Bildungs- und Museumsort ausgebaut werden. Auf dem Gelände soll Widerstand und Opposition in der DDR und Osteuropa erlebbar werden. Die Strategie dabei: Die  Demokratiebewegung der Länder soll als eine der Wurzeln des modernen Europa dargestellt werden. Noch ist unklar, inwieweit Bund und Land Berlin sich an der Finanzierung des Vorhabens beteiligen und welche weiteren Nutzungen für das Areal denkbar sind. Die Gebäude auf dem Gelände selbst sind größtenteils in einem maroden Zustand. Bereits vor einem Jahr eröffnete die Robert-Havemann-Gesellschaft hier die Open-Air-Ausstellung „Revolution und Mauerfall“ als einen Baustein des Bildungsortes auf dem Gelände. Mehr als 60.000 Menschen sahen die Schau bisher. Die Dauerausstellung schildert den Verlauf der friedlichen Revolution in der DDR und das Ende der SED-Diktatur.

Am neuen Standort in Lichtenberg finden die Büroräume der Havemann-Gesellschaft sowie ein Teil der Archivbestände vorläufig Platz. Der aktuelle Mietvertrag gilt für fünf Jahre, anschließend soll das Archiv seinen endgültigen Sitz in Haus 7 auf dem Stasi-Gelände beziehen. Finanziert wird der Umzug aus Mitteln des Landes Berlin sowie mit Unterstützung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Am neuen Sitz bleiben die bisherigen Ansprechpartner, E-Mail-Adressen und Telefonkontakte unverändert.

red, Sep. 2017

Mehr Informationen: www.havemann-gesellschaft.de